Der Wolf (Canis lupus) als Individuum und Art bleibt trotz strengem rechtlichen Schutz ernsthaft bedroht. Kaum eine andere Tierart auf dieser Welt wurde so dämonisiert, gnadenlos verfolgt und vielerorts durch den Menschen ausgerottet wie der Wolf. Gründe dafür gibt es viele. Die Mär um "Rotkäppchen" gehört sicher dazu. Am plausibelsten erscheint jedoch, was der renommierte Wolfsbiologe und Verhaltensforscher Erik Zimen in seinem Buch "Der Wolf" schrieb.
"Ich nehme an, dass der Wolf sein negatives Image ... im 16. Jahrhundert erhalten hat ... Mit dem Wolf, vorgeschoben als Sündenbock, ließ sich gut von den wirklichen Problemen ablenken." Und das scheint noch immer gültig. Man denke nur an die nicht enden wollenden Schlachtrufe des unheilvollen Bündnisses aus einigen Landwirten, Jägern, deren Verbänden, Politikern und Medien gegen den Wolf, ganz so, als bedrohe dessen Rückkehr die deutsche Bauern- und Jägerschaft. Das ist natürlich Unsinn, soll aber von den wirklichen Ursachen der Probleme in Land- und Waldwirtschaft ablenken. An erster Stelle steht eine zutiefst bauernfeindliche Agrarpolitik von Bund, Ländern und Bauernverband. "Alle reden vom Wolf, aber Schäfer haben viel wichtigere Probleme: Spottpreise für Wolle und Fleisch sowie fehlenden Nachwuchs. Dieser Berufsstand stirbt. Da kann man einfach nicht sagen, dass der Wolf unser Problem ist", kritisiert zum Beispiel ein Schäfer (FAZ, 14.09.2019). "Die Mehrheit der Bauern sind tragische Figuren. Sie glauben, dass ihr Feind ihr Freund sei. Deshalb werden sie immer weniger" (TAZ, 19.01.2018).
Auch taugt der Wolf nicht als Feind der Jäger. Sicher befürchten einige Teile der Jägerschaft nach Rückkehr der großen Beutegreifer wie Wolf und Luchs den endgültigen Verlust ihrer bisher exklusiven Lizenz und öffentlichen Legitimation zum Töten von Wildtieren. Zu bedauern wäre das auch aus ökologischer Sicht freilich nicht. Doch vielmehr sind es neben immer längeren Jagdstrecken durch die Jäger selbst, rasant schwindende Naturlebensräume, Wasser- und Nahrungsmangel durch Klimawandel, ganzjährig durch Einschlag gestörte und großflächig zerstörte Wälder sowie sterbende Forsten, die den heimischen Wildtieren verstärkt zusetzen. Kein Wunder also, dass diese in vormals angestammten Revieren immer seltener zu sehen sind. Wolf, Luchs oder andere heimische Beutegreifer für all diese menschgemachten Miseren verantwortlich zu machen, verleugnet oder verkennt die wahren Verursacher genannter Probleme. Daher muss diese sinnlose und moralfreie Hatz auf den Wolf umgehend beendet werden. Das fordern wir und dafür stehen wir.
Unsere Mission
Ziel unserer ehrenamtlichen Initiative "Allianz Wolf Brandenburg" ist die Mobilisierung und Bündelung aller interessierten und im Wolfsschutz engagierten Einzelpersonen, Bürgerinitiativen, Vereine, Spender usw. für einen noch wirksameren Schutz der Wölfe und von deren Lebensräumen sowie für eine angstfreie und respektvolle Koexistenz der Menschen in Brandenburg mit diesen heimischen Beutegreifern.
Doch sind die großen, meist bundesweit agierenden Wolfsschutz-Vereine aktuell noch zu wenig regional aufgestellt. Auch sind diese leider noch immer zu oft mit sich selbst und zum Teil gegeneinander beschäftigt anstatt im engen Bündnis miteinander alle Kräfte für den Schutz der Wölfe zu bündeln. Dies wollen wir unter dem Dach der regional agierenden "Allianz Wolf Brandenburg" ändern. Dabei setzen wir auf lokal gut koordinierte, konzertierte Aktivitäten möglichst vieler engagierter Wolfsschützer in Brandenburg. Wir wollen gewaltfreie Maßnahmen zum Wolfsschutz, Forschung mit Bürgern vor Ort gemeinsam mit Wissenschaftlern sowie eine flächendeckende und qualifizierte Aufklärung über den Wolf. Dabei ist die Kooperation mit grundsätzlich wolfsfreundlichen Weidetierhaltern, Jägern und weiteren Akteuren ausdrücklich erwünscht.
Kooperation braucht Kompromisse. Doch kompromisslos stehen wir zu einem Grundsatz: Wir lehnen jegliche Tötung von Wölfen kategorisch ab. Wölfe töten schützt keine Weidetiere und ist auch aus ökologischen, juristischen und moralischen Gründen strikt abzulehnen. Jede letale "Entnahme", d.h. Hinrichtung eines Wolfes tötet das Mitglied einer Familie und widerspricht damit allen ethischen Grundsätzen einer zivilen Gesellschaft. Ganz im Sinne der "Dritte(n) Lebensverpflichtung" des Dalai Lama stehen wir dafür, dass "die Menschenrechte nicht die Lebensrechte anderer Arten in Gefahr bringen dürfen" und engagieren uns "für eine alle Arten umfassende Ethik" und "schützen alle Formen des Lebens, ... die von uns abhängig sind und auf die wir angewiesen sind." Auch teilen wir "den felsenfesten Grundsatz der unteilbaren Lebensgemeinschaft aller Wesen".
L.D. Mech, international angesehener US-amerikanischer Wolfsforscher beschließt sein Fachbuch "The Wolf" mit folgendem Appell: "Diese Leute (Wolfsgegner) sind nicht zu ändern. Wenn der Wolf überleben soll, müssen die Wolfshasser in die Defensive gedrängt werden. Diese Leute müssen übertönt, finanziell in die Ecke gedrängt und überstimmt werden. Deren enge und verzerrte Haltung muss durch eine Einstellung ersetzt werden, die auf dem Verständnis natürlicher Prozesse basiert. Letztlich muss deren Hass überprägt werden durch Liebe für die Gesamtheit der Natur, für die unberührte Wildnis und für den Wolf als einen wunderschönen, interessanten und integralen Bestandteil von Beidem."